Hoagartn
„Ma mag no net ins Haus neigeh, der Abend herauß is so vui schee. De Arwad ruaht, as Herz werd weit, der Tag sinkt nunter - Hoagaschtzeit."
aus Don Giovanni auf Bayrisch von
Paul Schallweg
Heut gehn ma hoagartln
Früher hat man sich abends nach getaner Arbeit mit Nachbarn und Freunden vor einem Bauernhaus, also eben im Heimgarten, zu Ratsch und Tratsch, zu Musik und Tanz, getroffen, man ist ,,heimgartln" gegangen.
In der kälteren Jahreszeit, insbesondere zwischen Kathrein (25.11.) und Aschermittwoch, fanden diese ungezwungenen Zusammentreffen in der ,,Gunklstubn" statt. Die Bezeichnung ,,Gunkl, Gunggel, Kunkel" usw. stammt möglicherweise aus dem romanischen, denn der Spinnrocken heißt französisch ,,quenoille" und italienisch ,,conoccia" In der ,,Gunklstubn" haben die Frauen gesponnen, gestrickt, gehäkelt oder genäht, die Männer - wie beim ,,heimgarteln" - geratscht, Karten gespielt oder Musik gemacht.
Neben den Wirtshäusern waren die ,,Heimgarten" die dörflichen Mittelpunkte aller öffentlichen und privaten Vergnügungen. Hier wurden nicht nur die wichtigen dörflichen Ereignisse besprochen, sondern vor allem die Geschlechter durch Scherz und Tanz brauchnormiert und damit sozial kontrolliert im Umgang miteinander eingeübt und nicht selten auch Ehen angebahnt. Kein Wunder also, dass hierbei manches geschah, was den Unwillen der Obrigkeit hervorrief. Schon 1553 gebot die Landesordnung vergeblich ,,die Gunckel und Rockenraisen nit mehr zu gestatten". 1635 wetterte ein Mandat Kurfürst Maximilians I. gegen Unsittlichkeit beim ,,Heimgartengehen", Gunkeln und Fensterln". Dennoch hat sich der Brauch über die Jahrhunderte hinweg erhalten.
m Allgemeinen ist der „Boarische Hoagartn" heute ein offenes Sänger- und Musikanten-Treffen, die Musikgruppen sind also nicht ausgewählt oder bestellt, es gibt kein Programm und kein Honorar, aber dafür geht im Lauf des Abends - wie es halt früher im Wirtshaus der Brauch war - ein Sammelteller für die Musikanten um. Und nicht selten wird auch heute noch bei diesen „Hoagartn" gestrickt oder gehäkelt. ,,Hoagartn" heißt es übrigens nur zwischen Isar und Lech, ,,Hoagascht" im Leitzachtal, ,,Hoangartn" zwischen Inn und Salzach, ,,Raingartn" an der Unteren Donau und im Bayerischen Wald und ,,Hoimgarta", ,,Huigarte", ,,Huigert" sind verschiedene schwäbische Mundartformen des gleichen Begriffs.
Literaturhinweis: Aus: Volker D. LATURELL: Heut geh’n ma hoagart’ln. Zum 100. Boarischen Hoagartn
des Kulturreferats. In: Volksmusik in München, H. 14, München 1990
Unser jährlicher Hoagartn im November: boarisch gredt, gsunga und
aufgspuit
Unser alljährlich im November stattfindende
„Hoagartn“ ist ein offenes Sänger- und Musikanten-Treffen, es werden von uns
verschiedene Musik-/Gesangs-/und Tanzgruppen ausgewählt und
zusammengestellt, es gibt kein Honorar, aber dafür geht im Lauf des Abends -
wie es halt auch früher im Wirtshaus der Brauch war - der Hut für die
Musikanten um.
Folgende Gruppen waren bisher bei uns:
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